Als meine Tochter Nina eingeschult wurde, wurden wir Eltern in einem Elterncafé mit Kaffee und Kuchen begrüßt, während unsere Kinder das erste Mal mit ihrer Lehrerin in die Klasse gegangen sind. Ein sehr prägender Moment für uns Eltern, die Kinder ins Schulleben ziehen zu lassen…
Und in dieser Stimmung hat es mich gleich erwischt: wir wurden von den Ausrichtern des Cafés (alles selbst Eltern) proaktiv angesprochen, ob wir nicht Lust haben, uns auch im Schulverein zu engagieren. Ich muss zugeben, ein kleiner Blick hinter die Kulissen hat mich an dieser Stelle durchaus gereizt. Auch beim ersten Elternabend in der folgenden Woche waren Vertreter des Schulvereins vor Ort und haben Werbung gemacht. Die Bemühungen wurden belohnt: Wir sind dann gleich mit fünf Eltern der Klasse zur ersten Sitzung gegangen.
Ich war überrascht: hatte ich bisher gedacht, ein Förderverein würde sich vor allem um Einzug und Verwaltung der in ihrer Höhe überschaubaren finanziellen Monatsbeiträge kümmern, so stellte ich fest, dass es ganz anders lief: es gab eine Agenda mit Aktionen, die jährlich in Zusammenarbeit mit einigen Lehrern durchgeführt wurden, die ebenfalls Mitglied des Vereins waren.
Zum Beispiel wird im Frühjahr der Schulgarten umgegraben und gedüngt, damit die Kinder im Sachunterricht direkt mit dem Säen starten können. Ein Laternenumzug (natürlich mit vorausfahrender Polizei mit Blaulicht) wird jährlich für die ersten beiden Klassenstufen organisiert und die Kasse beim anschließenden Würstchenverkauf aufgebessert. Der Schulverein richtet sogar fest alle 2 Jahre das Schulfest aus – eine gute Einnahmequelle. Und einiges mehr.
Eine große Herausforderung für den Schulverein ist natürlich die regelmäßig wechselnde Elternschaft bei (zumeist) nur 4 Jahren eines Kindes in der Grundschule. Insofern ist die Werbung neuer engagierter Eltern ein dauerhaftes Thema. Wie haben wir das gemacht?
- Durch die vielen und großen Aktionen, die für Schüler, Eltern und Geschwisterkinder stattfanden, haben wir den Schulverein permanent bekannt gehalten. Es wurden auch immer punktuell weitere Eltern außerhalb des Vereins durch die Klassenlehrer höflich ‚rekrutiert‘.
- Da wir unheimlich viel Spaß hatten und insbesondere den Kindern echte Freude bereiten konnten, war die Bereitschaft für weitere Unterstützer sehr hoch.
- Auf Grund der vielen Aktionen mit Kuchenverkauf, Spendenlauf, Bemühungen um Fördergelder u.ä. war die Vereinskasse immer recht gut ausgestattet. Und es macht den Beteiligten wirklich Spaß, sich mit Lehrern zu überlegen, wofür man es ausgibt. Ein neues Spielgerät für den Schulhof? Ein Kickertisch? Jährliches Fördergeld für Programme wie ‚mein Körper gehört mir‘ war immer schon vorher gesetzt.
- Ein wichtiger, etwas politischer Punkt an dieser Stelle war die Vereinssatzung: Beschlüsse wurden immer im sogenannten ‚erweiterten Vorstand‘ getroffen. Will heißen: jedes Mitglied, das zu Sitzungen kommt, ist Teil dieses erweiterten Vorstands und somit sind alle gleich stimmberechtigt. Ab dem ersten Tag. Diese Praxis empfand ich selbst als extrem motivierend. Ich konnte über das Geld, das ich durch meinen persönlichen Einsatz mit erwirtschaftet habe, selbst mitentscheiden und jedermanns Argumente wurden gehört.
- Die Zusammenarbeit mit den Lehrern und der Schulleitung bzw. die gegenseitige Wertschätzung waren ein entscheidender Faktor. Es gab eine eigene Weihnachtsfeier und ein Sommerfest sogar im Lehrerzimmer – das echte Miteinander war für alle motivierend.
Als meine Tochter ihre Grundschulzeit beendet hat, war ich schon ein bisschen traurig – die Zeit der geführten Laternenumzüge, Nikolausaktionen oder Weihnachtsfeiern im Lehrerzimmer waren wohl vorbei. Aber viele positive Erfahrungen und Erinnerungen sind geblieben.