„Home Office für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab Montag, den 16.03.2020.“ – diese Meldung erreichte mich am Freitag, den 13.03.2020 um die Mittagszeit. Für mich – tätig in der IT-Branche – war das keine dramatische Nachricht. Der Laptop wurde eingepackt – Monitor, Maus, Tastatur, Docking Station dazu und ab nach Hause. Von dem Zeitpunkt an war ich so arbeitsfähig wie im Büro.
Am gleichen Tag verkündete auch das Land Hessen um 17:30(!) Uhr, dass die Schulen ab dem folgenden Montag geschlossen seien. Schüler*innen sollten sich am Montag noch mit Materialien aus der Schule versorgen. An der Schule, die meine beiden Kinder (17 und 14 Jahre) besuchen, wurde sehr schnell reagiert.
Auf der tagesaktuell gepflegten Homepage wurde ein “Corona-Ticker” eingerichtet. Zusätzlich wurden Schüler*innen über Instagram mit wichtigen Neuigkeiten rund um den Schulalltag informiert. Die Kommunikation zu den Eltern wurde über die Elternbeiräte per E-Mail übernommen.
Für den Alltag hat die Schule bereits seit einigen Jahren ein System im Einsatz, mit dem die Schüler*innen den Vertretungsplan einsehen können. Das ist bei unseren Kindern so wichtig, dass der Status schon vor dem Frühstück das erste Mal geprüft wird, ob in den ersten Stunden “Entfall” ist und das noch warme Bett wieder aufgesucht werden kann. Ein digitales Klassenbuch ist ebenfalls vorhanden, in dem die Lehrer*innen die Hausaufgaben der einzelnen Fächer eintragen können.
Das bereits eingesetzte System konnte die Schule sehr zeitnah nach dem Schließen der Schulen um einige Module erweitern. Diese beinhalteten Klassenchats, wo die Arbeitsaufträge von den Lehrkräften eingestellt wurden und die Schüler*innen ihre bearbeiteten Aufgaben hochladen konnten.
Als nächster Schritt folgte nach den Sommerferien die Einführung von Microsoft365 für alle Schüler*innen. Die Schule hatte für die Kommunikation und für das digitale Arbeiten diese Plattform bereits für Lehrer*innen und Administration im Einsatz. Seitdem ist es nun möglich, beim Hybrid-Unterricht Videokonferenz und Präsenz miteinander zu verbinden. Dazu hat die Schule meist ausreichend verfügbares WLAN in den Klassenräumen.
In der Zeit seit März hat es sich sehr bemerkbar gemacht, wie der Reifegrad der Digitalisierung an der Schule von lokalen und regionalen Faktoren abhängig ist. Im Sommer wurde die Zeit von der Verwaltung leider nicht genutzt, um flächendeckend bessere digitale Voraussetzungen an den Schulen zu schaffen.
Ich bin Schulelternbeirat an der Schule meiner Kinder und wir im SEB Team haben einen regelmäßigen Austausch mit der Schulleitung und dem Förderverein. Gemeinsam haben wir zielgerichtet versucht, die Anforderungen, die vom Kultusministerium vorgegeben wurden, im realen Leben umzusetzen.
Was aber von den Schulen abverlangt wird, ist aus meiner Sicht untragbar, da die Vorgaben sowohl die Personalsituation als auch die vorhandene Infrastruktur an den Schulen nicht genügend berücksichtigt. Umso bemerkenswerter finde ich es, wie sehr sich die Schulfamilie unserer Schule dafür eingesetzt hat, die Vorgaben umzusetzen. Außerdem haben sie alleine durch Eigeninitiative sehr gute Voraussetzungen für den digitalen Austausch im Schulalltag geschaffen.
In den digitalen Sitzungen des Kreiselternbeirats habe ich aber auch gelernt, dass eine Infrastruktur, wie sie an unserer Schule existiert, nicht selbstverständlich ist. Während einige Eltern damit zu kämpfen haben, dass bei ihren Schulen E-Mail-Kommunikation der höchste Grad an Digitalisierung darstellt, fehlt an anderen Schulen gänzlich die Bereitschaft der Kommunikation zwischen Verantwortlichen der Schule und Elternvertreter*innen. Dadurch geht unglaublich viel Potential verloren.
Damit wir die Digitalisierung gemeinsam meistern können, wird es darauf ankommen, dass sich Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen dieser Herausforderung gemeinsam stellen. Es braucht die Zusammenarbeit der gesamten Schulfamilie, damit alle Schüler*innen mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, Eltern und Lehrer*innen befähigt werden, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und wir gemeinsam uns und unsere Kinder bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten.
Eltern können da einen großen Beitrag zu leisten, indem sie sich innerhalb der Elternschaft unterstützen und darüber hinaus ihre Expertise auch den Lehrer*innen und Schüler*innen zur Verfügung stellen. Sei es beim Konfigurieren der Leihgeräte zu unterstützen, anderen Eltern beim Einrichten der digitalen Infrastruktur zu Hause zur Hand zu gehen oder den Kindern Nachhilfe im Nutzen der digitalen Tools der Schule geben. Wenn wir das schaffen, bin ich zuversichtlich, dass auch die Gelder aus dem DigitalPakt wirksam genutzt werden können.